Wer wartete war gekniffen
Jedes Jahr ist der Freitag nach Thanks Giving der Shopping Event schlechthin. Zwar haben die Chinesen noch den 11.11. zum Singles Day erklärt, aber das ist nur für hartgesottene Online-Shopper, die den Nervenkitzel der Zollkontrolle mögen.
Zurück zum dunklen Freitag. Dieser fand 2020 am 27. November statt. LEGO® veranstaltete am Wochenende davor schon das VIP-Wochenende mit vielen Angeboten. Der Handel zog nach und viele Händler begannen schon am Montag den 23. November und teilweise noch früher den dunkle Woche Sale. Einige Händler überboten sich in dieser Woche mit Angeboten, die für viele Sets Bestpreise liefertern. Besonders zu erwähnen sind da Alternate, mytoys, Smiths Toys, Galeria und Media Markt/Saturn. Alternate und Media Markt/Saturn reduzierten nur wenige Sets, aber dafür mit Tiefstpreisen, auch für neue Sets wie den Ligusterweg (#75968 für 42,99€). Natürlich waren viele dieser Angebote schnell ausverkauft.
Amazon, das sonst den Einzelhandel mit Kampfpreisen zur Verzweiflung bringt, agierte nicht, sondern reagierte eher auf die Preise der Konkurrenz und zog oft nach. Hinzu kam, dass Amazon gerade bei Angeboten die kaufbare Anzahl auf ein Stück reduziert hat. Ärgerlich für Reseller, aber gut für Alle, denn so haben mehr Leute was von den Angeboten.
So tobte also die Rabatt-Schlacht schon eine Woche vor dem dunklen Freitag. Viele hofften trotzdem, dass es dann am eigentlichen Event bei LEGO® und den anderen Händlern noch bessere Angebote geben würde. Es wurde spekuliert, was für exklusive Sets wohl reduzeirt sein würden etc. Und was kam dann? – Nicht viel. Das Pulver war verschossen und die wenigen (exklusiven) Schnapper waren schnell weg.
Die, die die Angebote im Vorfelde des Freitags ignorierten, weil sie auf noch bessere Angebote hofften, gingen leer aus. Die Angebote am dunklen Freitag waren übersichtlich und eher enttäuschend. Was war da los?
Luftnummer mit Ansage
Die Gründe für diese Enttäuschung hat im wesentlichen 2 Gründe. Zum einen ist in Zeiten von Covid-19 die Nachfrage nach Klemmbausteinen extrem gestiegen. Gleichzeitig gab und gibt es Produktionsprobleme bei LEGO®. Viele Sets sind immer wieder ausverkauft und Chargen, die für Europa bestimmt waren, wurden mit Aufkleber (Teileanzahl) versehen und nach Amerika geschippert. LEGO® selbst hat es also eigentlich nicht nötig, Rabatte zu gewähren, denn die Nachfrage ist nach wie vor riesig.
Auf der anderen Seite ist der Einzelhandel, der weiß, dass der Verbraucher jeden Euro nur einmal ausgeben kann. Also muss der Händler gucken, dass der Verbraucher den Euro bei ihm ausgibt. Das schafft er nur, wenn er als erster mit Angeboten die Käufer anlockt und ihnen die Euros, die in Zeiten von Covid-19 nicht ganz so locker sitzen, aus der Tasche zieht.
Folge ist, dass die eigentlich für den dunklen Freitag gedachten Angebote immer früher kommen und so der eigentliche Event eher mäßig ausfiel. Da halfen auch die Tricks, wie das im Vorfeld des Shopping Events Erhöhen der Preise, damit der Rabatt besser aussieht, nichts.
Was lernen wir daraus? Regeln, die früher für Schnäppchen-Jäger galten, sind heute obsolet. Galt früher, dass Sets dann am günstigsten sind, wenn sie EOL gehen, torpediert der Handel im Kampf um die Kunden. Um bei meinem Beispiel vom Ligusterweg zu bleiben: die meisten kaufen so ein Set einmal. Trottel wie ich, die so ein Set einmal in OVP für die Sammlung und mindestens noch einmal zum bauen und umbauen benötigen, sind eher die Ausnahme. So bleibt nur, die Preise im auge zu behalten und dann zuzuschlagen, wenn ein Set mit den gewünschten X% Rabatt angeboten wird. Auf EOL zu spekulieren wird zunehmend riskant, denn, wie aktuell am American Diner (#10260) oder der geheimnisvollen Burg (#70437) zu sehen, ist der Erstmarkt ratzfatz leer und die Preise auf dem Zweitmarkt heftig.
Bei all diesen Entwicklungen lasst Euch den Spaß nicht nehmen. LEGO® bringt tolle Sets für AFOLs und Kinder. Unterstützt, wenn möglich die kleinen Händler, und stellt die Freude an einem Set in den Vordergrund, nicht den Preis.